StiffelZ
Das linke Zentrum
Auf der Augustastraße 14 befindet sich die Geschäftsstelle des Stadtverbandes Die Linke. Moers.
Als Ort für Menschen die LINKE Politik in Moers und Umgebung machen wollen, bietet das linke Zentrum »StiffelZ« einen gemütlichen Treffpunkt in der Moerser Innenstadt, unweit vom Busknotenpunkt Königlicher Hof oder dem Bahnhof Moers, der ebenfalls fußläufig erreichbar ist.
In Erinnerung an Rosi und Karl Stiffel betreibt der Kreisverband der Partei Die Linke. eine weitere Geschäftsstelle neben dem »LINKSR(A)UM!« in Dinslaken. Somit ist Die Linke. auf beiden Rheinseiten mit einer Geschäftsstelle präsent.
In dem Bürger:innenbüro der Partei Die Linke. informiert das »StiffelZ« auch über die kommunalpolitische Arbeit der Fraktion DIE LINKE. LISTE im Rat der Stadt Moers, sowie zur DIE LINKE. Fraktion im Kreistag Wesel.
Das »StiffelZ« bietet Platz für rund 25 Personen, verfügt über eine gute technische Ausstattung, sowie einer kleinen Küche und einem barrierefreien WC. Die Geschäftsstelle ist ebenfalls barrierefrei zu erreichen.
Das »StiffelZ« bietet Raum für politische Veranstaltungen, Treffen und Sitzungen von Partei und Fraktionen und steht als Treffpunkt progressiven Bündnispartner:innen offen. Zudem findet nach Vereinbarung eine Sozialberatung statt.
Wer waren Rosi und Karl Stiffel?
Biographisches
(* 1929 – + 2014)
Begründete bereits als junge Frau die FDJ in Gelsenkirchen mit, wurde mit 17 Jahren Mitglied der KPD. 1951 in Duisburg zum ersten Mal verhaftet wegen Teilnahme an einem Fackelzug gegen die Remilitarisierung, verurteilt zu einer Woche Gefängnis wegen „Auflaufs“. 1952 Hochzeit mit dem Schlosser Karl Stiffel. Auch nach dem KPD-Verbot von 1956 weiterhin politisch aktiv, u.a. in der Aktion „Frohe Ferien für alle Kinder“, die Kindern aus westdeutschen Familien Ferien in der DDR ermöglichte. 1958 verhaftet und von der Adenauer-Justiz wegen „Staatsgefährdung“ zu 19 Monaten Gefängnis verurteilt. 1968 Mitbegründerin der DKP, lange Jahre Mitglied des DKP Bezirks- und Parteivorstands sowie Kreisvorsitzende der DKP Kreis Wesel/Kleve. Aktiv in der IG Metall, zuletzt als Mitglied des Seniorenausschusses. Unterstützte 2006/2007 den Kampf der BenQ-Siemens-Kollegen in Kamp-Lintfort gegen die Schließung ihres Werks. Viele Jahre engagiert in der Mieterinitiative Mattheck. Bis ins hohe Alter Teilnahme an allen Ostermärschen Ruhr sowie vielen weiteren Friedensaktivitäten.
(* 1929 – + 2011)
Entstammte einer kommunistischen Arbeiterfamilie und musste als Vierjähriger miterleben, wie sein Vater ins KZ Börgermoor verschleppt wurde. Als 16jähriger noch in der Endphase des Krieges zum Volkssturm eingezogen – seitdem der Losung „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ verpflichtet. Mitglied der FDJ und der KPD seit 1946. 1957 wegen seiner Tätigkeit für die da bereits verbotene KPD verhaftet und 1958 nach 8 Monaten Untersuchungshaft wegen „Geheimbündelei“ zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1968 Mitglied der DKP und dort in verschiedenen Parteifunktionen tätig. Aufgrund seiner Erfahrungen mit der politischen Justiz der Adenauer-Ära Einsatz für die Rehabilitierung der Opfer von Berufsverboten und staatlicher Repression, so etwa 23 Jahre lang in der von ihnen ihm ins Leben gerufenen „Initiativgruppe zur Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges“ . Gemeinsam mit seiner Frau Rosemarie 1998 Unterstützer bei der Gründung der „PDS/Offenen Linken Liste“ sowie 2007 von „DIE LINKE.Offene Linke Liste“, Vorläufer der jetzigen Fraktion DIE LINKE.LISTE Moers.
Berichterstattung
Die Linke eröffnet im nordrhein-westfälischen Moers ein nach Kommunisten benanntes Zentrum. Ein Gespräch mit Sascha H. Wagner
Interview: Markus Bernhardt
Sascha H. Wagner ist Kreissprecher der Partei Die Linke im Kreis Wesel
Ihre Partei eröffnet in diesem Monat in der Augustastraße 14 im nordrhein-westfälischen Moers ein linkes Zentrum, welches nach Rosemarie und Karl Stiffel benannt ist. Was hat es mit den beiden auf sich?
Rosemarie und Karl Stiffel waren über die Grenzen von Moers hinaus bekannt für ihr politisches Engagement. Sie waren Kommunisten und aktiv in der Antifa- und Friedensbewegung sowie in Gewerkschaften. Der 1929 geborene Karl Stiffel entstammte einer kommunistischen Arbeiterfamilie. Als Vierjähriger musste er miterleben, wie sein Vater ins KZ Börgermoor verschleppt wurde. Er selbst wurde im Alter von 16 Jahren noch in der Endphase des Krieges zum »Volkssturm« eingezogen. Seitdem fühlte er sich der Losung »Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus« verpflichtet und wurde 1946 Mitglied der Freien Deutschen Jugend in Westdeutschland und der Kommunistischen Partei Deutschlands. Die FDJ wurde 1951 verboten, 1956 folgte das Verbot der KPD. Ein Jahr später wurde Karl wegen seiner Tätigkeit für die verbotene KPD verhaftet und 1958 nach acht Monaten Untersuchungshaft wegen »Geheimbündelei« zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt.
Auch Rosi Stiffel blieb nach dem KPD-Verbot politisch aktiv und engagierte sich unter anderem in der Aktion »Frohe Ferien für alle Kinder«, die Kindern aus westdeutschen Familien Ferien in der DDR ermöglichte. 1958 wurde sie verhaftet und von der Adenauer-Justiz wegen »Staatsgefährdung« zu 19 Monaten Gefängnis verurteilt. Beide waren 1968 Mitbegründer der Deutschen Kommunistischen Partei. Später gründeten sie die »Initiativgruppe zur Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges« .
Sorgt es für politische Verwerfungen, dass Sie Ihre Geschäftsstelle nun nach zwei Kommunisten als »Stiffelz« benannt haben?
Nein. Obwohl Karl bereits 2011 und Rosi 2014 verstorben sind, sind sie vielen politischen Funktionsträgerinnen und -trägern in Moers und auch darüber hinaus ein Begriff. Rosi war in der IG Metall aktiv, zuletzt als Mitglied des Seniorenausschusses. 2006/2007 unterstützte sie den Kampf der BenQ-Siemens-Kollegen in Kamp-Lintfort gegen die Schließung ihres Werks. Beide erfuhren über Parteigrenzen hinweg eine große Anerkennung aufgrund ihrer politischen Beharrlichkeit und ihrer bescheidenen Art.
Wäre es dann nicht an der Zeit, dass auch die Stadt selbst den beiden ein ehrendes Andenken organisiert?
Ja. Erste Gespräche dazu werden bereits geführt. Wir würden uns wünschen, dass eine Straße nach den beiden benannt wird. Leider ist die Namensgeberliste in der größten Stadt im Kreis Wesel noch recht lang, daher wollten wir schon jetzt ein sichtbares Zeichen setzen.
Sie hätten Ihre Geschäftsstelle ja auch nach jemandem anders benennen können. Warum ist es Ihnen wichtig, an das Ehepaar Stiffel zu erinnern?
Es ist aktuell notwendig, an die Menschen zu erinnern, die sich für die Opfer des Kalten Krieges, später vor allem gegen die Berufsverbote und den vor knapp 50 Jahren beschlossenen »Radikalenerlass« engagiert haben. Daraus ergibt sich auch die Verpflichtung, heutzutage im Sinne von Karl und Rosi tätig zu sein und sich der Forderung nach Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer der Berufsverbote aktiv anzuschließen.
Handelt es sich beim »Stiffelz« um schnöde Büroräume?
Selbstverständlich nicht. Unsere Geschäftsstelle soll Treffpunkt für Linke aller Couleur sein, die sich in Moers und in der Region politisch engagieren wollen. Wir wollen im Sinne der Namensgeber aktiv sein und – sobald die Pandemie es wieder zulässt – politische und kulturelle Veranstaltungen anbieten. Neben den Aktivitäten werden auch »Die Linke Liste« sowie die Kreistagsfraktion Wesel regelmäßig über ihre Arbeit in der Kommunalpolitik informieren. Wir sind sehr froh, dass wir neben dem »Linksr(a)um!« in Dinslaken nun auch auf der anderen Rheinseite im Kreis Wesel präsent sind. Und ein Kaffee steht immer bereit, wie es auch bei Rosi und Karl der Fall war.